Entwurf

Kommunikation

Das Buch Digitale Patientenkommunikation beleuchtet die vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung in der Patientenkommunikation und deren Einfluss auf Versorgungsprozesse in Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Es analysiert Technologien wie Telemedizin, Patientenportale, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs), virtuelle Realität und Künstliche Intelligenz hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten und Evidenz. Ein interdisziplinäres Autorenteam aus Medizin, Pflege, Psychologie, Informatik und Ökonomie behandelt regulatorische, konzeptionelle und technologische Aspekte. Das Werk richtet sich an Ärztinnen, Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe, die einen fundierten Einstieg in dieses Thema suchen.

Asynchrone Kommunikation

Store-and-Forward-Kommunikation in der Primärversorgung ermöglicht den asynchronen Austausch klinischer Informationen, wie Bilder und Patientenakten, und verbessert den Zugang zu spezialisierten Leistungen, beispielsweise in der Teledermatologie. Studien wie Impact of Store-and-Forward (SAF) Teledermatology on Outpatient Dermatologic Care und Store-and-Forward Teledermatology Impact on Diagnosis, Treatment and Dermatology Referrals zeigen, dass 77–79 % der dermatologischen Konsultationen fernmündlich bearbeitet werden können, was unnötige Überweisungen reduziert und die Versorgungseffizienz in unterversorgten Gebieten steigert (Nelson u. a. 2016; Pasadyn u. a. 2022). Sichere Nachrichtensysteme, untersucht in The Impact of Secure Messaging on Workflow in Primary Care und Primary Care Physicians’ Experiences With and Strategies for Managing Electronic Messages, fördern die Kommunikation, erhöhen jedoch die Arbeitsbelastung der Ärzte durch hohe Nachrichtenmengen (Hoonakker, Carayon, und Cartmill 2017; Lieu u. a. 2019). Hindernisse wie Zeitaufwand und fehlende Vergütung, beschrieben in Attitudes and Perceived Barriers Toward Store-and-Forward Teledermatology Among Primary Care Providers of the Rural Mississippi und Clinical Consultations Using Store-and-Forward Telemedicine Technology, erfordern optimierte Arbeitsabläufe und angepasste Vergütungsmodelle (Morrissette u. a. 2022; Houston u. a. 1999). (Lenardis, Solomon, und Leung 2014; Dixon 2010)

Forschung

Die Studie mit dem Titel „Collaborating Across Organizational Boundaries to Develop, Evaluate, and Implement eHealth: Scoping Review“ untersucht, wie organisatorische Grenzen die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen bei der Entwicklung, Evaluation und Implementierung von eHealth beeinflussen können. Sie zeigt, dass diese Grenzen sowohl förderlich als auch hinderlich sein können und hebt drei wesentliche Lernmechanismen hervor – Identifikation, Koordination und Reflexion – die dazu beitragen, diese Grenzen erfolgreich zu überbrücken und die interorganisationale Zusammenarbeit zu verbessern. Dabei betont die Studie die Bedeutung offener Kommunikation und gezielter Koordination für den Erfolg von eHealth-Projekten. (Coopmans u. a. 2025)

Die Studie „Efficiency Potentials of Digital Practice-Patient Communication for Outpatient Medical Practices“ ist eine systematische Übersichtsarbeit mit gemischten Methoden, die nach PRISMA-Standards durchgeführt wurde. Analysiert wurden internationale, zwischen Januar 2019 und Juni 2024 veröffentlichte Studien zur Effizienz digitaler Arzt-Praxis-Patienten-Kommunikation im ambulanten Bereich. Insgesamt wurden 22 Studien mit quantitativen und qualitativen Ansätzen einbezogen. Untersucht wurden verschiedene digitale Lösungen wie Videosprechstunden, Telefon- und Videokonsultationen, Online-Messaging, SMS, Patientenportale, Online-Terminvereinbarung und Telemonitoring. Bewertet wurden deren Auswirkungen auf Zeit-, Personal-, Material- und Kosteneffizienz. Das Studiendesign basierte auf einer konvergenten integrierten Auswertung quantitativer und qualitativer Daten sowie einer methodischen Bias-Bewertung mittels AXIS- und CASP-Checklisten. Video- und Telefonkonsultationen verbesserten in der Mehrzahl der Fälle die Effizienz, wobei Videoanwendungen oft zusätzlichen Personalaufwand erforderten. Andere digitale Tools wie SMS, Patientenportale, Online-Terminvereinbarung und Fernüberwachung wurden ebenfalls positiv oder zumindest neutral hinsichtlich der Effizienz bewertet. Online-Messaging hingegen zeigte eher negative Auswirkungen. Die Effizienzkategorien Zeit, Personal, Material und Kosten wurden untersucht, wobei Kosten weniger häufig betrachtet wurden. Insgesamt wird der differenzierte Blick auf einzelne digitale Kommunikationslösungen empfohlen, da die meisten Effizienzpotenziale im Bereich der Zeitersparnis liegen. (Burkard, Weber, und Emmert 2025)

Die Studie mit dem Titel „The impact of doctor-patient communication on patient satisfaction in outpatient settings: implications for medical training and practice“, veröffentlicht in BMC Medical Education (2025), untersucht den Zusammenhang zwischen der Qualität der Arzt-Patienten-Kommunikation und der Patientenzufriedenheit im ambulanten Bereich. Anhand validierter Fragebögen wurden vier Kommunikationsdimensionen – kognitive Aspekte, medizinische Informationsvermittlung, emotionale Kommunikation und kommunikative Fertigkeiten – erhoben und mit der Gesamtzufriedenheit der Patienten korreliert. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante positive Korrelation zwischen der allgemeinen Kommunikationsqualität und der Patientenzufriedenheit, wobei insbesondere die medizinische Informationsvermittlung und kommunikative Fertigkeiten als stärkste Prädiktoren identifiziert wurden. Emotionale Kommunikation und kognitive Wahrnehmung hatten hingegen keinen signifikanten Einfluss. Die Autoren empfehlen gezielte Schulungsmaßnahmen zur Verbesserung der Informationsvermittlung und der Gesprächsführung im medizinischen Alltag. (Chen u. a. 2025)

Kommunikationslösungen in Abhängigkeit von Teamgröße

In kleinen Teams (3–6 Personen) fördern direkte Kommunikationsplattformen wie sichere Messaging-Apps und digitale Whiteboards die interpersonelle Synchronisation und Transparenz. Mittlere Teams (7–12 Personen) können digitale Kollaborationsplattformen mit Closed Loop Kommunikation und asynchroner Kommunikation nutzen, um gemeinsames Verständnis und Kohärenz zu erhalten. Große oder verteilte Teams (>12 Personen) können mit integrierten Praxisverwaltungssystem, Videokonferenzplattformen und digitale Dashboards situatives Bewusstsein und adaptive Kapazität trotz fehlender örtlicher und zeitlicher Nähe fördern. Die Auswahl der Tools orientiert sich an Teamgröße, Aufgabenkomplexität und der Notwendigkeit, Subgruppenbildung zu minimieren. (Buljac-Samardzic, Doekhie, und Wijngaarden 2020; Sucato 2020; Stucky u. a. 2023; Leykum u. a. 2025; Fagerdal u. a. 2023; Johnsen u. a. 2022; Morian u. a. 2024; Lingard u. a. 2017)

Mehrbelastung durch Onlinekommunikation

Die Studie „Use of a primary care online consultation system, by whom, when and why: evaluation of a pilot observational study in 36 general practices in South West England“ untersuchte ein 15-monatiges Pilotprojekt eines Online-Konsultationssystems in 36 Hausarztpraxen mit 396.828 Patienten. Die Website wurde durchschnittlich 9,11 Mal pro 1.000 Patienten monatlich aufgerufen, wobei 7.472 E-Konsultationen (2,00 pro 1.000 Patienten monatlich) durchgeführt wurden, hauptsächlich wochentags und während der Praxisöffnungszeiten. Nutzer waren überwiegend Frauen (64,7 %) mit einem Medianalter von 39 Jahren; häufigste Gründe waren administrative Anfragen (22,5 %) und Infektionen (14,4 %). Die Mehrheit (65,2 %) erhielt innerhalb von zwei Tagen eine Antwort, meist in Form einer Präsenz- (38 %) oder Telefonkonsultation (32 %); die durchschnittlichen Kosten pro E-Konsultation betrugen 36,28 £. Die Nutzung war insgesamt sehr gering, besonders am Wochenende, und könnte die Arbeitsbelastung sowie Kosten in der Primärversorgung eher erhöhen als senken.

“Implementing online consultations in primary care: a mixed-method evaluation extending normalisation process theory through service co-production” ist eine Studie, die Patienten- und Mitarbeiterperspektiven auf ein britisches Online-Konsultationssystem in der Primärversorgung untersucht. Sie basiert auf qualitativen Interviews mit 23 Mitarbeitern aus sechs Praxen, Umfragedaten von 756 E-Konsultationen aus 36 Praxen sowie anonymisierten Patientenakten von 485 Fällen aus acht Praxen. Die Analyse integriert Normalisation Process Theory und Co-Production-Theorie, um Erwartungen, Nutzung und Akzeptanz zu bewerten. Ergebnisse zeigen unterschiedliche Erwartungen: Patienten nutzten das System oft zur Zeitersparnis oder bei Terminengpässen, führten jedoch in 70 % der Fälle zu Folgekonsultationen (38 % persönlich, 32 % telefonisch), was die Arbeitsbelastung duplizierte. Die Patientenzufriedenheit war hoch, doch Praxen sahen keine ausreichenden Effizienzgewinne für eine finanzielle Investition. Vorgeschlagene Verbesserungen betreffen Systemdesign, Patientenlenkung und Praxiskommunikation.

Empathie

Die Studie „AI chatbots versus human healthcare professionals: a systematic review and meta-analysis of empathy in patient care“ von Alastair Howcroft et al. untersuchte den Vergleich der Empathie zwischen KI-Chatbots und menschlichen Gesundheitsfachkräften. In 15 Studien aus den Jahren 2023–2024 wurden textbasierte Interaktionen analysiert, wobei 13 Studien signifikant höhere Empathiebewertungen für KI (vorwiegend ChatGPT-3.5/4) ergaben. Die Meta-Analyse von 13 Studien zeigte eine standardisierte mittlere Differenz von 0,87 (95%-KI: 0,54–1,20; p < 0,00001) zugunsten der KI. Einschränkungen umfassen die Beschränkung auf Textinteraktionen und die Verwendung nicht validierter Empathiemaße.

TippHinweis

Der Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit und stellt keine Rechtsberatung dar. Anmerkungen können in der rechten Seitenleiste mit Hypothes.is sozialem Annotierungswerkzeug oder am unteren Ende einer Seite mit GitHub Giscus Diskussionen hinterlassen werden.